Über Peter Weiss
Peter Weiss (1916 – 1982) hat am 8. November 2016 seinen 100. Geburtstag. Er gehört zum grundlegenden Kanon linker Denker_innen, Künstler_innen und Schriftsteller_innen, die viele geprägt haben, die sich linken und emanzipatorischen Werten verpflichtet fühlen.
Seine Theaterstücke („Die Ermittlung“, „Marat/Sade“ u.a.), seine Prosa („Der Schatten des Körpers des Kutschers“, „Abschied von den Eltern“, “Rekonvaleszenz”), vor allem aber der monumentale Roman „Die Ästhetik des Widerstands“ sind nicht nur künstlerische Meilensteine, sondern auch zeitgeschichtliche Ereignisse (gewesen). Die gleichzeitige Aufführung etwa des Auschwitz-Oratoriums „Die Ermittlung“ 1965 auf 14 deutschen Bühnen in Ost und West war zur Hochzeit des Kalten Krieges ein unerhörtes Geschehen.
Peter Weiss war aber auch als Experimentalfilmer und bildender Künstler tätig und schuf zusammen mit seiner Frau Gunilla Palmstierna-Weiss, die unser Vorhaben freundschaftlich unterstützt, großartige Kunstwerke.
Peter Weiss’ Leben, Werk und Wirken in angemessener Weise zu gedenken und sein Andenken zu ehren, dürfte Pflichtaufgabe all jener sein, die um die Bedeutung seines Wirkens wissen. Zumal das großartige Werk Peter Weiss‘ zunehmend in Vergessenheit gerät und es jungen Menschen heute nicht mehr selbstverständlich bekannt ist. Abgesehen von seiner künstlerischen Bedeutung ist das schriftstellerische Werk des politischen Autors Weiss ein Kompendium mit wesentlichen und richtungsweisenden Beschreibungen und Deutungen des 20. Jahrhunderts, des „Zeitalters der Extreme“ (Eric Hobsbawm): Die Geschichte der deutschen und europäischen Arbeiter_innenbewegung, der Spanische Bürgerkrieg in seiner internationalistischen Dimension, die stalinschen Säuberungen im Moskau der End-Dreißiger Jahre, die Katastrophe des Nationalsozialismus und der Widerstand gegen ihn, der Zivilisationsbruch der Shoah, der als „Dritter Weltkrieg“ bezeichnete Vernichtungskrieg der Deutschen in Osteuropa sowie Flucht und Exil vor und während des Zweiten Weltkrieges.