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November 10, 2016 fritz

Es ist soweit: Morgen beginnt die Marathonlesung

Anleitung für die Stafettenlesung

Liebe Interessierte, Mitwirkende und Gäste der Marathonlesung!

Herzlich willkommen im Peter-Weiss-Haus zur Nonstop-Vorlesung der „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss. Wir freuen uns unbändig, dass sie den Weg zu dieser sehr ungewöhnlichen Ehrung des großen Schriftstellers, Dramatiker und Künstlers anlässlich seines 100. Geburtstags gefunden haben. Wir wünschen uns sehr, dass die pausenlose Lesung uns nicht atemlos macht und erschöpft, sondern, dass wir in einen entspannten Modus des neugierigen Zuhörens finden. Und zu einem Umgang mit der Stafettenlesung, der es uns allen erlaubt, den großen antifaschistischen Roman des 20. Jahrhunderts als das Kunstwerk zu genießen, das er ist. Und – ganz im Sinne des Autors – als die Inspirationsquelle für ein linkes Bewusstsein in den bedrückenden Zeiten des aktuellen europäischen und weltweiten [eingefügt einen Tag nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA] Rechtsrucks, den als Farce der Geschichte abzutun, er viel zu brutal ist.

Nehmen Sie sich die Zeit für dieses Mammutwerk, suchen Sie sich die Stellen heraus, die Sie hören wollen, wählen Sie aus unserem imposanten Line-up diejenigen Lesenden aus, die Sie gerne hören wollen; machen Sie ruhig Pausen: der Ehrgeiz, die ganze Lesung zu hören, muss fehl gehen und könnte sogar ungesund sein; ein Gang um den Block, an die Warnow und den Stadthafen kann helfen, sich zu sammeln und zu erquicken; aber auch ein paar Stunden Schlafs sind keine Schande! Das Einnicken ist übrigens im ganzen Haus ausdrücklich gestattet!

Was ist eine Staffettenlesung ?

Eine Stafette ist eine Wettkampfgruppe eines Staffellaufs. Wir bieten hier in einem fiktiven ewigen Wettlauf um die längste und schönste Lesung etwa 100 Lesende auf, die Peter Weiss‘ großen Roman „Die Ästhetik des Widerstands“ mit seinen 1000 Seiten in einem Stück über 50 Stunden vortragen werden. Aber nennen Sie es, wie Sie wollen, „Marathonlesung“, „Dauerrezitation“, „Peter-Weiss-Ironman“ – Hauptsache Sie geben sich der ungewöhnlichen Jubiläumsfeier hin.

Wenige Spielregeln

Die Lesung ist auf den Punkt konzipiert, das heißt, sie ist enorm straff getaktet. Der Wechsel von Lesendem zu Lesender, von Video zu Lesender oder Lesendem zu Video muss möglichst geschmeidig über die Bühne gehen und bedeutet für diejenigen, die Ihre Leistung erfüllt haben insofern eine Zumutung, als es keinen Applaus geben kann. Wir müssen den Lesenden unsere Liebe und Wertschätzung auf andere Weise, auf jeden Fall aber nicht im Saal, entgegenbringen.

Und natürlich ist das Benutzen von Handys und Smartphones im Saal vollkommen unmöglich: Die Apparate können nur im Lautlos-Modus oder abgeschaltet mitgenommen werden. Wir bitten alle dringend, das zu beherzigen. Nichts wäre trauriger als das ewige Geklingel und Gefiepe während der Lesung und auf den Videoaufnahmen.

Das hat übrigens nicht nur etwas mit dem Ablauf zu tun, sondern auch damit, dass alles auf Video aufgenommen wird, um es im Anschluss an dieses Wochenende nicht nur in Gänze im Internet präsentieren zu können, sondern auch womöglich als DVD-Edition.

Außerhalb des Saales, jenseits unserer strengen Inszenierung, ist dann auch das Reden, Diskutieren, Husten, Hüsteln, laute Lachen, Gestikulieren, Schmatzen und Schnarchen wieder erlaubt; dafür stehen die anderen Räume des Peter-Weiss-Hauses zur Verfügung und das Café Marat, das für uns die ganze Nacht geöffnet hat und kleine Speisen und kalte wie heiße Getränke anbietet.

Wir haben dem Beginn der Lesung seit gut einem Jahr entgegengefiebert und sind jetzt, wo es losgeht, mega-aufgeregt. Wir freuen uns, dass Ihr da seid und sind uns sicher, dass wir gemeinsam eine denkwürdige, spannende und inspirierende Peter-Weiss-Hommage erleben werden.

Ihr, Euer Vorbereitungsteam,

Stefan Nadolny, Theresa Klaue und Friedrich Burschel

 

 

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