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Das Versagen der Deutschen vor dem Faschismus
Die Schriftstellerin und Dichterin Ursula Krechel sieht in Peter Weiss’ Literatur etwas ganz anderes, als damals in Westdeutschland üblich war. Die “Ästhetik des Widerstands” habe “eingeschlagen wie eine Bombe”: Das Großartige an dem “Buchgebirge” sei es gewesen, dass es Kunst und Leben zusammenzudenken versuche, es habe eine Schneise geschlagen zwischen dem Zusammenbruch jeder aufklärerischen, auch linken Idee von Leben und dem “Versagen der Deutschen vor der Macht des Faschismus”. Üblicherweise sei vom Verführtwerden und vom Nichtwissen von den großen Schrecknissen des “Dritten Reichs” die Rede gewesen und vom Jammer des Bombenkrieges. Weiss’ “großräumiger Blick” sei – nicht nur für sie – von großer Bedeutung gewesen, sagt Krechel, die 2012 mit dem Deutschen Buchpreis für ihren Roman “Landgericht” geehrt wurde. Erst später sei ihr klar geworden, dass viele der Figuren im Roman an realen Personen angelehnt sind, wie etwa der Berliner Arzt und Reformer der Sexualbewegung der 1920er Jahre, Max Hodann. Der Eintritt von dieser Art von Wirklichkeit in den Roman sei auch für ihr eigenes Schreiben sehr wichtig geworden.